24. Juni 2022

Gleiches Geld für gleiche Leistung

Die Vorsitzenden des Hausärzteverbands Baden-Württemberg, Frau Professor Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Susanne Bublitz über die "pharmazeutischen Dienstleistungen", die in Apotheken angeboten werden dürfen:
 

"Dass in der Gesundheitsversorgung offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen wird, zeigt sich wieder einmal im Schiedsspruch um die sogenannten "Pharmazeutischen Dienstleistungen" der Mitte Juni zwischen dem Deutschen Apothekerverband und dem GKV-Spitzenverband gesprochen wurde. Dieser berechtigt die Apotheken, Leistungen zu erbringen, die für uns ganz klar in die Hausarztpraxis gehören und das für eine Vergütung, von der wir niedergelassene Ärztinnen und Ärzte nur träumen können. Als Folge des sogenannten "Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetzes" von 2020 findet nun ein Prozess statt, dem wir Hausärztinnen und Hausärzte entschlossen entgegentreten müssen: Die Versorgung wird zersplittert und Zuständigkeiten werden verwässert.

Darunter leiden wird letzten Endes die Patientenversorgung. Während wir Hausärztinnen und Hausärzte mit unseren Teams die Patienten ganzheitlich und umfassend versorgen, wird die Verantwortung nun aufgeweicht und es werden immer mehr Akteure in die primärmedizinische Versorgung geholt. Erfahrung, medizinischer Sachverstand und Patientenkenntnis spielen anscheinend plötzlich keine Rolle mehr. Eine solche Regelung verunsichert die Patienten und belastet schließlich uns mit zusätzlichem Beratungsaufwand.

Dass dieses Paket im Grunde nur eine politische Aktion ist, um Geld aus den Kassen der Versicherungen an die Apotheken zu verteilen, zeigt sich in der Vergütung: Eine Medikationsberatung für 90€, während diese Leistung in den Praxen zum Nulltarif erbracht wird, ist eine Ohrfeige für uns Hausärztinnen und Hausärzte.

Wir fordern:

  • Die Hausarztzentrierte Versorgung sichert eine gute hausärztliche Versorgung, sie muss ausgebaut und gestärkt werden!
  • Für aufwendige und zeitintensive Beratungen müssen - wie für die Apotheken -  90 € extrabudgetär bezahlt werden.
  • Für eine Sicherstellung der Versorgung müssen Kostensteigerungen durch die Inflation komplett abgebildet werden.

Wir fordern die Politik daher auf, anstatt die Versorgung durch Geschenke an andere Akteure zu schwächen, die hausärztliche Versorgung zu stärken und für die Hausarztmedizin das zu bezahlen, was sie auch wert ist."

 

Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth,
Vorsitzende Hausärzteverband Baden-Württemberg

Dr. Susanne Bublitz,
2. Vorsitzende Hausärzteverband Baden-Württemberg

 

Weitere Informationen:
-> Kommentar von Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth im ÄND: „Gleiches Geld für gleiche Leistung“
-> Pressemitteilung des Deutschen Hausärzteverbands: „Entscheidung zu pharmazeutischen Dienstleistungen macht Versorgungsprozesse chaotischer“

 

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