Am 14. März 2021 ist Landtagswahl in Baden-Württemberg. Als Hausärzteverband Baden-Württemberg sind wir überzeugt: Die Hausärztinnen und Hausärzte werden auch in Zukunft eine zentrale Position bei der Sicherung und Koordinierung der Versorgung einnehmen.
Unsere Aufgabe ist es, die Hausarztpraxis auf eine komplexe Zukunft vorzubereiten. Deshalb haben wir auf Basis unseres Positionspapiers 10 Forderungen erarbeitet, um die hausärztliche Versorgung zu sichern und zu stärken.
"Die Hausarztpraxis muss erste Anlaufstelle bei allen gesundheitlichen Belangen der Patienten sein. Das haben wir beispielsweise in der Flüchtlings- und Coronakrise unter Beweis gestellt. Die hausarztzentrierte Versorgung (HzV), auf die Baden- Württemberg zu Recht stolz sein kann, hat als freiwilliges Primärarztsystem seine Vorteilhaftigkeit gegenüber der Regelversorgung bewiesen. Wir fordern daher, die hausarztzentrierte Versorgung nicht nur zu erhalten, sondern weiter auszubauen und auch für die Patienten durch Anreize attraktiv zu gestalten. Wir sprechen uns ferner dafür aus, auch neue Versorgungsmodule in die bewährten HzV-Verträge zu integrieren."
Warum diese Forderung wichtig für uns ist
"Im Sinne der vom Gesetzgeber gewollten hausarztzentrierten Versorgung (HzV) sollen neue Verträge nach §140a SGB V auch die stationäre Versorgung sowie weitere Leistungserbringer an die hausarztzentrierte Versorgung anbinden: Kooperationen zwischen den Gesundheitseinrichtungen gilt es zu fördern."
Warum diese Forderung wichtig für uns ist
„In Baden-Württemberg fehlen schon heute mindestens 600 Hausärzte. Um die Versorgungslücke zu schließen, gilt es
a. die Attraktivität des Berufes zu erhalten und die Vergütung der Hausarztpraxis, insbesondere über die hausarztzentrierte Versorgung (HzV), zu erhöhen,
b. die Anzahl der Studienplätze für Medizin an allen baden-württembergischen Universitäten auszubauen,
c. das Fach Allgemeinmedizin an den Universitäten in Baden-Württemberg hinsichtlich Ausstattung mit Personal, Forschungsgeldern und Ausbildungsanteilen zu stärken und aufzuwerten und
d. die Weiterbildungsplätze der einzelnen Fachrichtungen an den Empfehlungen des Gutachtens des Sachverständigenrates auszurichten.“
Warum diese Forderung wichtig für uns ist
„Eine ausgeglichene Work-Life-Integration spielt eine immer größere Rolle. Deshalb sprechen wir uns für die Berücksichtigung folgender Punkte aus:
a. Bürokratische Auflagen, Regresse u. ä. müssen abgebaut werden.
b. Hausarztpraxen müssen von der Vielfalt an Verwaltungsaufgaben entlastet werden und die Patientenversorgung muss wieder mehr Platz einnehmen.
c. Interessierten Hausärzten sollte stärker als bisher die Möglichkeit eröffnet werden, sich an neuen Organisationsformen und -modellen sowie Modellprojekten auf regionaler Ebene zu beteiligen und neue Organisationsstrukturen mitzugestalten. Als Beispiele seien hierfür Primärversorgungszentren und überregionale Praxisnetze genannt.“
Warum diese Forderung wichtig für uns ist
„Die hausärztliche Freiberuflichkeit darf nicht weiter eingeschränkt werden. Deshalb lehnen wir Eingriffe in die Berufsausübungsfreiheit der Hausärzte in Form von Zwangsverpflichtungen ebenso ab wie die Übertragung von originären Aufgaben anderer Akteure im Gesundheitsbereich an Hausärzte.“
Warum diese Forderung wichtig für uns ist
„Wir fordern das Engagement des Hausärzteverbandes im Studium und der Verbundweiterbildung als wichtigen Faktor für die Nachwuchsgewinnung und -sicherung politisch zu unterstützen. Besondere Bedeutung der finanziellen Ausstattung kommt hierbei dem Bereich der Forschungsförderung zu. Der allgemeinmedizinische Bereich ist hier insbesondere auch unter dem Aspekt der Versorgung der Patienten nach wie vor stark unterrepräsentiert.“
Warum diese Forderung wichtig für uns ist
„Wir sind für Digitalisierung, wollen aber mitreden. Wichtig ist uns hierbei, dass die neuen digitalen Prozesse eindeutige Vorteile gegenüber gegenwärtigen Systemen haben und keinen Mehraufwand bedeuten. Deshalb sollten digitale Lösungen in den Praxen die bisherigen Prozesse vollständig ersetzen und nicht nur ergänzen. Die hausärztlichen Praxen benötigen eine entsprechende Ausstattung mit digitalen Endgeräten. Der Hausärzteverband fordert daher die Auflegung eines Sondervermögens „Digitalisierung in der hausärztlichen Versorgung“ um auch weiterhin eine moderne und flächendeckende medizinische Versorgung in Baden- Württemberg zu gewährleisten.“
Warum diese Forderung wichtig für uns ist
„Wir sprechen uns dafür aus, dass die Telemedizin zunehmend an Bedeutung gewinnt und eingesetzt wird sowie E-Arztbriefe und E-Rezepte einschließlich des Dispensierrechts flächendeckend implementiert und verwendet werden.“
Warum diese Forderung wichtig für uns ist
„Die Verantwortung für die ganzheitliche Versorgung chronisch und mehrfach erkrankter Menschen muss konsequent den Hausarztpraxen obliegen. Die Ausführung von hausärztlich geleiteten Aufgaben durch Medizinische Fachangestellte (MFA) sollte weiter gefördert und die Delegationsmöglichkeiten ausgebaut werden. Wesentlich sind hierbei Förderstrukturen, mittels derer die Weiterbildung von Praxispersonal (VERAH) aktiv unterstützt wird.“
Warum diese Forderung wichtig für uns ist
„Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung hat in den letzten Jahren abgenommen, was nachweislich zu einer Zunahme der Inanspruchnahme medizinischer Ressourcen führt. Wir fordern deshalb die Verbesserung der Gesundheitskompetenz mit Unterstützung der Hausärzte, beispielsweise durch eine Kooperation mit dem Kultusministerium/Sozialministerium: Modelltage an Schulen, Unterrichtsmodule an Schulen zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz.“
Warum diese Forderung wichtig für uns ist
Wir haben Wahlprüfsteine an die Parteien in Baden-Württemberg geschickt, die auf Basis unserer Beobachtung der aktuellen Entwicklungen an der Bildung der neuen Landesregierung beteiligt sein könnten. Die Parteien beantworteten uns die Fragen, welche Maßnahmen sie zur Erhöhung der Attraktivität der hausärztlichen Tätigkeit vorschlagen und wie die hausarztzentrierte Versorgung ausgebaut werden kann. Außerdem haben wir gefragt, wie die sektorenübergreifende Versorgung unterstützt und wie die Digitalisierung der hausärztlichen Versorgung voran getrieben werden kann.
Zu den Antworten der ParteienUm der Politik die für die hausärztliche Versorgung wichtigen Themen näher zu bringen, haben wir ausgewählten Kandidaten zur Landtagswahl persönliche Gespräche angeboten und sind über verschiedene Kanäle in den Austausch rund um unsere 10 Forderungen gekommen. Die große Ressonanz hat uns außerdem erfinderisch werden lassen. Aus unserem neuen Format „Online-Sprechstunde“ wurden vier Ausgaben unserer "Online-Sprechstunde Spezial" zur Landtagswahl.
Bericht über den politischen Austausch zwischen dem Landtagskandidaten der CDU im Wahlkreis Eppingen PD Dr. Michael Preusch und der Delegierten des Hausärzteverbands Baden-Württemberg Frau Dr. Afsaneh Siebenborn am 10.02.2021 in Heilbronn.
Das Gespräch fand in angenehmer Atmosphäre am Mittwoch Nachmittag in meiner hausärztlichen Praxis statt. Unterstützt wurde ich von meiner jungen Assistenzärztin Frau Mona Siebenborn, sowie meiner Praxisassistentin Frau Dominique Buteanu (VERAH). Es erfolgte die Vorstellung der 10 Positionen des Forderungskatalogs und der Aufgaben des Hausärzteverbandes Baden-Württemberg. Im Folgenden ergab sich ein konstruktiver Austausch
über die Rolle der Hausärzteschaft bei der Patientenversorgung im Allgemeinen, sowie insbesondere in der Pandemiesituation.
PD Dr. Michael Preusch als Intensivmediziner und Oberarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie des Universitätsklinikum Heidelberg betonte wie wichtig es sei unsere Wünsche und Forderungen im Dialog mit der Politik zur Sprache zu bringen. Er verfolgte die vorgetragenen Punkte sehr aufmerksam und stellte eine weitere Vertiefung des Gesprächs in Aussicht.
Zudem brachte der Landtagskandidat den Ärztemangel insbesondere in ländlichen Regionen und die damit einhergehende Problematik der flächendeckenden medizinischen Versorgung zur Sprache. Einigkeit herrschte über die Notwendigkeit den hausärztlichen Beruf für die junge Ärzteschaft attraktiver zu machen. Eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sowie eine ausgeglichene Work-Life-Integration seien wichtige Pfeiler auf diesem Weg. Über die Rolle der Digitalisierung in der Medizin wurde ebenfalls gesprochen. Zudem wurde über die Vor- und Nachteile der medizinischen Versorgungszentren (MVZ) diskutiert. Der Landtagskandidat stand MVZs in kommunaler Hand positiv gegenüber.
Unsererseits wurde zu Bedenken gegeben, dass die Intention der qualitativ hochwertigen, individuellen Patientenversorgung mit anhaltendem Vertrauensverhältnis zu den Patienten nicht von wirtschaftlichen Interessen verdrängt werden dürfe. In wessen Hand ein MVZ liege mache einen entscheidenden Unterschied. Wir stehen reinen Investoren-MVZs kritisch gegenüber. Wir betonten zudem die Vorteile einer hausarztzentrischen Versorgung, die weiter ausgebaut und auch für die Patienten attraktiver gestaltet werden müsse.
So erreichen Sie uns
Sie haben Fragen oder Anregungen?
Wenn Sie Fragen oder Feedback zu unseren 10 Forderungen zur Landtagswahl 2021 in Baden-Württemberg haben, dann freuen wir uns über eine E-Mail an info@hausarzt-bw.de.