14. Dezember 2023

ZfA: HÄPPI – eine zukunftsstarke Versorgung im Team

Zeitschrift für Allgemeinmedizin  |  Ausgabe 8

Bildbeschreibung
Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth
Vorstandsvorsitzende Hausärzteverband Baden-Württemberg
       
 

Die hausärztliche Versorgung bildet das Fundament unseres Gesundheitssystems. In den Hausarztpraxen versorgen wir 90 % aller Behandlungsfälle abschließend. Niederschwellig und wohnortnah stellen wir den Zugang zum Gesundheitssystem für alle Bürgerinnen und Bürger sicher und entlasten durch unsere koordinierende Funktion das Gesundheitssystem von Fehlversorgung. Ein Beitrag, der mehr im Mittelpunkt stehen müsste, wie die Weltgesundheitsorganisation bereits seit 2008 fordert.

Steigender Versorgungsdruck erfordert neue Lösungen

Leider passiert das Gegenteil. Die Strukturen und Rahmenbedingungen verharren in einem System der Mengenbegrenzungen, das aus einer Zeit stammt, als es zu viele Ärztinnen und Ärzte gab. Doch diese Situation gehört längst der Vergangenheit an: Anstatt Ärzteschwemme verwaisen nun zahlreiche Hausarztsitze. Dadurch steigt der Druck in den verbleibenden Praxen und bei den Patientinnen und Patienten. Es braucht dringend einen Perspektivenwechsel mit neuen Lösungen für die hausärztliche Versorgung. Wie eine zukunftsfähige hausärztliche Versorgung aussehen kann, hat der Hausärzteverband Baden-Württemberg mit der Universität Heidelberg in dem Konzept des „Hausärztlichen Primärversorgungszentrums – Patientenversorgung interprofessionell“, kurz HÄPPI, entwickelt.

Neues Versorgungsangebot auf Grundlage bestehender Strukturen

Mit dem HÄPPI soll ein Versorgungsangebot entstehen, das nicht auf der grünen Wiese beginnt, sondern direkt auf bestehende Strukturen und Verträgen aufsetzen kann und damit schon heute Lösungen bietet und flexibel regionale Bedarfe adressiert. Die Gründung eines HÄPPIs kann durch mindestens eine Hausärztin oder einen Hausarzt erfolgen, die oder der die medizinische Verantwortung im HÄPPI übernimmt. Das macht die Gründung niederschwellig und die Gefahr spekulativer Renditeorientierung durch Investoren wird begrenzt.

HZV als Basis

Die Basis für die Umsetzung eines HÄPPIs ist die Hausarztzentrierte Versorgung ( HZV) als freiwilliges Primärarztsystem. Seit 15 Jahren zeigen die wissenschaftlichen Evaluationen des Hausarztvertrags mit der AOK Baden-Württemberg signifikante Vorteile der HZV gegenüber der Regelversorgung, sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für das Gesundheitssystem.

Teamwork und digitale Helfer

Dies kann im HÄPPI durch konsequentes Teamwork unter Einbezug von akademisierten nicht-ärztlichen Gesundheitsberufen wie akademisierter VERAH oder PA erreicht werden. Durch eine ressourcenschonende und effiziente Rollenteilung, die sich an der Qualifikation der HÄPPI- Teammitglieder orientiert, kann die Arztzeit dort eingesetzt werden, wo sie notwendig ist. Außerdem steht die Verknüpfung von digitaler Versorgung und analoger Vorortleistungen im Zentrum. Dadurch wird der Zugang zur Versorgung verbessert und die Praxis entlastet. Möglich wird dies zum Beispiel durch den Einsatz digitaler Helfer und künstlicher Intelligenz. Kooperationen und Vernetzung zeichnen das HÄPPI aus. Durch verbindliche Kooperationen mit weiteren Akteuren des Gesundheitswesens kann die Versorgung verbessert werden. Beispielsweise durch Fallbesprechungen und gemeinsamen Standards für den Informationsaustausch.

Patientenzentrierung durch "PRO"

So kann eine regional vernetzte interprofessionelle hausärztliche Versorgung entstehen, in der die Patientenzentrierung im Mittelpunkt steht. Diese soll durch Erhebung von Patient Reported Outcomes ( PRO) systematisch abgebildet sein. Das HÄPPI bringt die Akteure und Arbeitsweise einer zukunftsfähigen Primärversorgung unter einem Dach zusammen. Dabei knüpft das Konzept an die Gegenwart an und bringt zukunftsfähige Strukturen in die Umsetzung. Es liegt an uns allen, das HÄPPI weiterzuentwickeln und gemeinsam mit Leben zu füllen.

 

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