15. Mai 2023

15 Jahre HZV: eine gesicherte Erfolgsbilanz

© Jens Schicke

Auch zu ihrem 15. Geburtstag überzeugt die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) mit klaren Vorteilen gegenüber der Regelversorgung. Wie die wissenschaftliche Evaluation der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) der AOK Baden-Württemberg durch die Goethe-Universität Frankfurt (Main) und das Universitätsklinikum Heidelberg zeigen, kommt es insbesondere bei chronisch kranken HZV-Patient:innen zu signifikant weniger Komplikationen und es können zahlreiche Todesfälle verhindert werden. Die Forschenden kommen zu dem Ergebnis, dass in der HZV die rund 1,78 Millionen AOK-Versicherten von den rund 5.400 Ärztinnen und Ärzten nachweislich intensiver und besser koordiniert versorgt werden.

 

 

Qualitätsschere öffnet sich weiter zugunsten der HZV

Besonders groß seien die Vorteile für Menschen mit chronischen Erkrankungen, erklärt Prof. Dr. Ferdinand Gerlach, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt/Main: „Wir sehen zum Beispiel bei Diabetikern signifikant weniger schwerwiegende Komplikationen und sogar eine längere Lebenserwartung”. Die Qualitätsschere zwischen HZV und Regelversorgung öffne sich von Jahr zu Jahr mehr zugunsten der HZV. Einen Grund hierfür sieht Professor Gerlach in den etablierten Qualitätszirkeln zur leitliniengerechten Pharmakotherapie und der gestärkten Rolle der Hausärzt:innen in der HZV.

 

Weniger unkoordinierte Facharzttermine

Die ausgeprägte Versorgungssteuerung hat nicht nur große Vorteile für die Patient:innen, sondern auch für das Gesundheitssystem. 1,9 Millionen unkoordinierte Facharzttermine konnten allein 2020 vermieden werden und die Kosten liegen deutlich unter der Regelversorgung.

 

Noch mehr Vorteile mit der VERAH und der Versorgung im Team

Eine nachweislich intensivere und besser koordinierte Versorgung bei dauerhaft höherer Versorgungskontinuität sieht auch Prof. Dr. Joachim Szecsenyi, Senior Professor und langjähriger Ärztlicher Direktor der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung des Universitätsklinikums Heidelberg. Besonders groß sei der Vorteil bei Praxen mit einer Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis (VERAH). Im HZV-Vertrag der AOK Baden-Württemberg wurde seit Beginn die Weiterqualifikation von MFA zur VERAH im Praxisteam gefördert und vergütet.

 

Auf dem Weg zur Hausarztpraxiszentrierten Versorgung

„Die Hausarztpraxis muss der zentrale Ort der Versorgung bleiben. Mit dem HZV-Innovationsmotor setzen wir intensiv auf die Ausweitung von Delegation und die Entwicklung zur Hausarztpraxiszentrierten Versorgung“, betont Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Vorstandsvorsitzende des Hausärzteverbandes Baden-Württemberg. Im Kernteam einer Teampraxis sollen neben Hausärzt:innen, MFA und VERAH noch weitere akademisierte, nicht ärztliche Gesundheitsfachberufe vertreten sein. Dazu zählen vor allem die akademisierte VERAH und Physician Assistants. Ab Juli fördern die Vertragspartner deren Ausbildung mit 300 Stipendien zu je 5.000 Euro und nach Abschluss auch die Bezahlung dieser Fachkräfte. Ein wichtiger und zeitgemäßer Schritt zur Hausarztpraxiszentrierten Versorgung soll zudem durch die HZV-Einschreibung des Patienten in Praxen statt bei einzelnen Ärzt:innen erfolgen.

 

Nachhaltige Versorgung im Fokus

Ein Kernthema in der HZV ist die Bewältigung der vielfältigen Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit. Gerade für chronisch kranke Menschen stellen häufiger auftretende Hitzeperioden ein besonderes Gesundheitsrisiko dar. Die Vertragspartner setzen darauf, die Gesundheits- und Klimakompetenz von Risikogruppen durch die jeweils behandelnde Praxis strukturiert zu stärken. Die Praxen erhalten hierfür ab Oktober erstmals einen Honorarzuschlag für die klimaresistente Versorgung.

Die Evaluationsergebnisse heute am 15.05.2023 durch die Vertragspartner in Berlin vorgestellt. Vor Ort waren Dr. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender von MEDI Baden-Württemberg und MEDI GENO Deutschland; Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender AOK Baden-Württemberg und Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Susanne Bublitz, Vorstandsvorsitzende des Hausärzteverbands Baden-Württemberg zusammen mit den Wissenschaftlern Prof. Dr. Ferdinand M. Gerlach, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt/Main und Prof. Dr. Joachim Szecsenyi, Senior Professor und langjähriger Ärztlicher Direktor der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung des Universitätsklinikums Heidelberg.

 


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