22. April 2023
Frühjahrstagung des Deutschen Hausärzteverbands in Münster

© Thomas Hauss
Die Rahmenbedingungen der Versorgung stärken
In ihrem Bericht zur Lage informierten der Bundesvorsitzende Dr. Markus Beier und die erste stellvertretende Bundesvorsitzende und Vorsitzende des Hausärzteverbands Baden-Württemberg, Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, über die aktuelle politische Arbeit des Deutschen Hausärzteverbands. Dabei thematisierten sie insbesondere den wachsenden Versorgungsdruck sowie die steigenden finanziellen Belastungen. „Wir Hausärztinnen und Hausärzte gewährleisten die Gesundheit unseres Landes“, erklärt Prof. Dr. Buhlinger-Göpfarth, diese Bedeutung müsse man laut und selbstbewusst vertreten. An dieser Bedeutung gemessen, müssen auch die Rahmenbedingungen durch die Politik gestaltet werden. Eine Lösung liegt in der Versorgung im Team und der Stärkung der Teampraxis erklären die Vorsitzenden.
-> Pressestatement zur Bericht zur Lage
Einbezug von Hausärzt:innen in Reformen sicherstellen
Die Vorsitzenden fordern auch den Einbezug von hausärztlichem Sachverstand in die Reform der Notfallversorgung: „Ein sehr großer Teil der Notfälle wird in den Hausarztpraxen behandelt, daher ist es geradezu absurd, dass sie in dem Konzept der so genannten Expertenkommission keine Rolle spielen“. Der Aufbau von 24/7 Strukturen für Routineversorgung an Kliniken sei nicht zielführend, der beste Schutz gegen überlaufende Notaufnahmen, sei eine kontinuierliche hausärztliche Versorgung. Dass diese hausärztliche Kompetenz in den Reformvorschläge nicht eingegangen ist, konterkariere das Anliegen der Reformvorschläge. Einstimmig stimmten die Delegierten für einen Antrag aus Baden-Württemberg, der die Bundesregierung auffordert, die verlässlichen bestehenden Strukturen, also die Hausarztpraxen zu stärken, anstatt mit klinikzentrierten Notfallpraxen eine Parallelstruktur aufzubauen.
HZV-Teilnahme bonifizieren
Auch für eine Stärkung der HZV sprachen sich die Delegierten aus und fordern die Politik auf, die Möglichkeiten dafür zu schaffen, dass eine finanzielle Bonifizierung für HZV-Versicherte ermöglicht wird.
„Masterplan Medizinstudium 2020“ endlich umsetzen
Um die qualitativ hochwertige Hausärztliche Versorgung auch in Zukunft zu erhalten, bekräftigten die Delegierten ihre Forderung an die Länder, den „Masterplan Medizinstudium 2020“ zur Reform der Ärztlichen Approbationsordnung (ÄApprO) zeitnah umzusetzen. Die stärkere Kompetenzorientierung, Praxisnähe und Orientierung von allgemeinmedizinischen Inhalten ist notwendig, um die Qualität der ärztlichen Ausbildung zukunftsfähig zu machen.
Digitale Patientenversorgung im Fokus
Das Angebot medizinischer Leistungen wird zunehmend von digitalen Angeboten ergänzt. Die Möglichkeiten des Zugangs zur Versorgung steigen, was zu einer höheren Komplexität der Versorgung insgesamt führt. Durch die Einrichtung einer Plattform will der Deutsche Hausärzteverband seinen Mitgliedern auch im digitalen Raum eine größere Sichtbarkeit des besonderen, hausärztlichen Versorgungsangebots ermöglichen. Hierfür wird der Deutsche Hausärzteverband in Zusammenarbeit mit der Hausärztlichen Vertragsgemeinschaft HÄVG AG eine Plattform für Patient:innen schaffen, die die betreuende hausärztliche Praxis um eine digitale Komponente ergänzt und stärkt. Die HZV soll das Herzstück dieser Plattform bilden und es sollen perspektivisch verschiedene Angebote zur einfachen Praxis-Patienten-Kommunikation (Messenger, Recalls, Rezeptbestellung), eine Online-Terminbuchung oder ein Symptom-Checker in die Plattform integriert werden.
Hausarztpraxen in ePA-Umsetzung stärken
Damit die elektronische Patientenakte (ePA) ihre Schlüsselfunktion in der Steuerung von Patientenströmen in der Hausarztpraxis gerecht werden kann, stimmten die Delegierten einem Antrag aus Baden-Württemberg zu, der den Gesetzgeber auffordert, die Nutzung und Vergütung der ePA in den Praxisverwaltungssystemen einfach und intuitiv zu gestalten und angemessen zu entlohnen.
Ein neuer Verbandsname
Die Delegiertenversammlung hat entschieden, dass der Verbandsname von „Deutscher Hausärzteverband“ in „Hausärztinnen- und Hausärzteverband“ geändert werden soll. Die Delegierten stimmten mit einer Zweidrittelmehrheit für die dafür notwendige Satzungsänderung. Der neue Name soll deutlich machen, dass der Verband gleichberechtigt die Interessen der Hausärztinnen und Hausärzte vertritt. Die Delegiertenversammlung des Hausärzteverbands Baden-Württemberg hatte im Rahmen des 21. Baden-Württembergischen Hausärztetag im März den Vorstand ebenfalls aufgefordert, eine Namensänderung vorzubereiten, über diese soll auf der Delegiertenversammlung im kommenden Jahr entschieden werden.
-> Pressemitteilung zur Namensänderung
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