22. Dezember 2022

"Stärkung der hausärztlichen Versorgung statt erweiterte Öffnungszeiten"

Die Vorsitzenden des Hausärzteverbands Baden-Württemberg, Frau Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Susanne Bublitz zur Bitte des Deutschen Städtetags an die Praxen, die Öffnungszeiten über die Feiertage zu erweitern:
 

"Um die Versorgung auch über Weihnachten und den Jahreswechsel zu sichern, schlägt der Deutsche Städtetag vor, dass wir unsere Praxen über die Feiertage und an Wochenenden geöffnet lassen sollen. Eine sicher gut gemeinte Bitte, die jedoch eine Annahme offenbart, die in jüngster Vergangenheit an vielen Stellen deutlich wurde: die Annahme, dass die Ressourcen unserer Praxen unendlich sind und dass wir nur mehr arbeiten müssten, um die Versorgung zu sichern.

Was nicht gesehen wird ist, dass nicht nur die Krankenhäuser, sondern auch wir niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzte und unsere Praxisteams an der Belastungsgrenze arbeiten. Insbesondere in den vergangenen Wochen haben wir erneut unzählige Sonderschichten geschoben, um die Akutversorgung der Bevölkerung zu gewährleisten, trotz zahlreicher krankheitsbedingter Ausfälle in den Teams. Dazu kommt eine Infektwelle bei den Kindern, die auch in vielen Hausarztpraxen deutlich zu spüren ist, da sie vielerorts einen bedeutenden Teil der pädiatrischen Versorgung übernehmen. Vor diesem Hintergrund geht der Vorschlag schlichtweg an der Realität vorbei.

Natürlich werden wir Hausärztinnen und Hausärzte auch während der Feiertage alles in unserer Macht Stehende tun, um die Versorgung bestmöglich sicherzustellen, so wie wir es auch die letzten zwei Jahre getan haben, in denen wir 95 Prozent der Covid-Patient:innen abschließend in unseren Praxen versorgt haben.

Es muss jedoch klar sein, dass auch die Kapazitäten von uns Hausärztinnen und Hausärzten und unseren Teams endlich sind. Die Versorgung über Sonderschichten aufrecht erhalten zu wollen, ist nicht nachhaltig. Daher muss die hausärztliche Versorgung jetzt gestärkt und die Rahmenbedingungen unserer Tätigkeit verbessert werden. Dazu gehört unter anderem die Entlastung der Praxen von Bürokratie und allen Aufgaben, die nichts mit der Versorgung unserer Patient:innen zu tun haben. Die Belastung der Praxen steigt, daher muss der Hausarztmangel endlich systematisch angegangen werden! Dafür werden wir uns auch im neuen Jahr für alle Hausärztinnen und Hausärzte einsetzen."
 

Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth,
Vorsitzende Hausärzteverband Baden-Württemberg

Dr. Susanne Bublitz,
2. Vorsitzende Hausärzteverband Baden-Württemberg

 

Weitere Informationen:
-> Pressemitteilung des Hausärzteverbands Baden-Württemberg zum Thema

 

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