17. Oktober 2022

Warum wir am Mittwoch protestieren: Information für Patient:innen

iStock/seraficus

Liebe Patientinnen und Patienten,

stellen Sie sich einmal vor, Ihr Chef zahlt Ihnen in Zukunft einfach weniger Gehalt, obwohl Sie den Betrieb maßgeblich am Laufen halten und unzählige Überstunden leisten. Statt Sie fair zu bezahlen, überlegt sie oder er, wie weniger qualifiziertes Personal Ihre Arbeit übernehmen kann. Und das in einem Bereich, in dem eine hochqualifizierte Ausbildung essenziell wichtig für die Produktsicherheit ist. In genau dieser Situation befinden sich unsere Hausärztinnen und Hausärzte.

“Ich bin dann mal weg" könnte in den nächsten Jahren zu einem geflügelten Satz werden: Warum überlegen sich niedergelassene Ärzt:innen, in andere Berufe zu wechseln, im Ausland zu arbeiten oder früh in Rente zu gehen? Warum finden sich keine Ärzt:innen, die die Praxis übernehmen? Unser Beruf wird immer unattraktiver für junge Menschen. Seit Jahren warnen Berufsverbände, dass der Ärztemangel die Patientenversorgung und -sicherheit gefährdet. Doch die Politik antwortet nicht mit Anreizen, sondern mit weiteren Herausforderungen und die Krankenkassen verweigern sich, uns einen Inflationsausgleich zu zahlen und eine Anpassung des Honorars vorzunehmen.

Die Konsequenzen werden die Patient:innen tragen. Die flächendeckenden Patientenversorgung wird in absehbarer Zeit zusammenbrechen, wenn es immer weniger Ärzt:innen gibt und die verbleibenden Kolleg:innen werden in hohem Maße mehr- oder überbelastet. Lange Wartezeiten, weite Wege und Frustration auf allen Seiten sind die Folge. Die angekündigten Gesundheitskioske werden diese Lücke niemals schließen können. Man kann eine Hausärztin oder einen Hausarzt mit langjährigem Studium und Ausbildung nicht einfach so ersetzen.

Patient:innen haben einen Anspruch auf eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung. Wir Hausärzt:innen sind zusammen mit unseren Praxisteams das Rückgrat des Gesundheitswesens. Wir sind Gesundheitsexperten, Vertraute und langjährige Begleiter für unsere Patient:innen, von Kindesbeinen bis ins hohe Alter. Wir haben in der Pandemie die Ärmel hochgekrempelt und den Impf-Turbo eingelegt. Dank uns sind die Menschen in Baden-Württemberg vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen.

Gesundheit und eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung sind für uns eine Menge wert. Deshalb protestieren wir Hausärzt:innen am 19. Oktober nicht nur für unseren Beruf, wir protestieren für alle Patient:innen. Damit die Menschen auch in Zukunft eine Hausärztin oder einen Hausarzt haben. fordern von der Politik und allen Playern im Gesundheitswesen: 

  • Wir fordern den Abbau von Bürokratie und endlich eine sinnvolle und sichere Digitalisierung mit echten Vorteilen für uns Ärzt:innen und unsere Patient:innen.
  • Wir fordern Wertschätzung unseres Berufs und unserer Angestellten.
  • Die Bedarfsplanung im KV-Bereich muss zeitnah neu überdacht und geändert werden.  
  • Wir fordern die Novellierung der GOÄ.
  • Die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) gewährleistet eine für uns Hausärzt:innen sichere sowie faire Vergütung und führt zu einer nachweislich besseren Versorgung unserer Patient:innen. Wir fordern die Politik auf, die HZV langfristig sicherzustellen und alles zu tun, um das Innovationspotential der HZV zu fördern.
  • Als Ausgleich für die aktuellen Preissteigerungen und stark steigenden Energiekosten fordern wir einen reellen Inflationsausgleich. Qualität hat ihren Preis. 100% Leistung muss mit 100% Honorar vergütet werden. 
  • Die Vergütung vieler Leistungen rund um die Versorgung von Corona-Patient:innen sind bereits ausgelaufen oder laufen demnächst aus, ohne dass die weitere Finanzierung geklärt ist. Die Coronapandemie ist für unsere Praxen nicht vorbei. Wir behandeln weiterhin viele zusätzliche Infektpatient:innen. Wir fordern die Politik auf, diese Leistung zu registrieren und fair zu vergüten. Wir freuen uns, wenn Sie Ihre Hausärztinnen und Hausärzte dabei unterstützen, damit Gesundheit auch in Zukunft etwas wert ist.

Wir freuen uns, wenn Sie Ihre Hausärztinnen und Hausärzte dabei unterstützen, damit Gesundheit auch in Zukunft etwas wert ist.

Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth
Vorstandsvorsitzende
Hausärzteverband Baden-Württemberg

Dr. Susanne Bublitz Vorsitzende
2. Vorsitzende
Hausärzteverband Baden-Württemberg

Information für Patient:innen als PDF
Jetzt downloaden

 

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